Kelten auf der Dornburg

 

Obwohl sich Altertumskundler schon seit über 200 Jahren für die Domburg interessieren, fanden bisher nur zwei wissenschaftlich fundierte Grabungen statt. 1928 führte F. Kutsch
Schnitte durch den Abschnittswall, „Rödchesmauer" und den Vorwall; 1960 untersuchte H. Schoppa an anderen Stellen den Abschnittswall und den nördlichen Randwall.


Von den zwei festgestellten Bauperioden dürfte die ältere mit den Funden aus der späten Hallstattzeit (6. Jh. v. Chr.) und die jüngere Bauperiode mit den Funden aus der späten
Latènezeit (2. / 1. Jh. v. Chr.) zeitlich übereinstimmen.


Dieses aussagekräftige Fundmaterial (Münzen, Nauheimer Fibeln, gläserne Armringstücke, Hakenschlüssel u.a. m.) weist die Dornburg als spätkeltisches Oppidum, als eine befestigte stadtähnliche Siedlung aus, die im 2./1. vorchristlichen Jahrhundert „Hauptort eines Stammes oder Teilstammes und Zentrum für ein größeres Siedlungsgebiet" war (zitiert nach F.-R. Herrmann).


Da noch keine systematischen Flächengrabungen durchgeführt wurden, liegen keine Erkenntnisse über die Innenbebauung der Anlage vor.


Landschaftsmodell: „Die Dornburg um 1870"


Um 1870 - der erste Steinbruchbetrieb wurde erst 1887 eröffnet - war der Ringwall an den Kanten des nach drei Seiten (N,O,S) steilabfallenden Plateaus zwar verfallen, aber
noch lückenlos vorhanden.


Im Westen, wo das Plateau durch einen flachen Sattel mit dem „Watzenhahn" verbunden ist, wird das Gelände durch einen mächtigen Wall (Basisbreite 30 m, Außenhöhe 11 m,
Innenhöhe bis 4 m) - im Volksmund die „Rödchesmauer" – abgeriegelt.


Dieser Abschnittswall bog im Norden und Süden um und führte an den Kanten noch etwa 200 m, bzw. 100 m weiter.
An den Enden befanden sich die Einfahrten: Tore mit versetzten Wallenden, Zangen- oder Tangentialtore.
Zwischen dem Hauptwall und dem Vorwall, der heute nur noch als Geländestufe erkennbar ist, lag ein breiter Graben.


Die alten Flurnamen „In der Weiherheck", „Beim kleinen Weiher" und „Heidenpütz" — heute „Hildegardisbrunnen"- weisen darauf hin, dass es auf der Dornburg sowohl Oberflächenwasser als auch Grundwasser in geringer Tiefe gab.


Modelle: „murus Gallicus" und „Pfostenschlitzwand"

Da bei den Untersuchungen der Wälle auf der Dornburg die Art der Mauerbauten nicht geklärt werden konnte, wurden als Vorlage für die Modelle zwei Bautypen verwendet, die bei
der Umwallung des spätkeltischen Oppidums von Manching bei Ingolstadt festgestellt worden sind.

 


Funde aus der Keltenzeit


Von den zahlreichen Funden auf der Dornburg sind nur wenige erhalten geblieben. Einige aus der Literatur bekannte Objekte sind verschollen, viele andere sind von Steinbrucharbeitern aus Sorge um ihren Arbeitsplatz vorsätzlich vernichtet worden.


Die Exponate, die in den Wand- und Tischvitrinen ausgestellt sind, gehören zu der „Sammlung Nassauischer Altertümer" des Landesmuseums Wiesbaden. Sie wurden dem Dorfmuseum leihweise überlassen. Besonders wertvolle Funde verblieben in Wiesbaden. Von ihnen wurden Nachbildungen angefertigt.


Auf einem Transparentbild ist der wohl kostbarste Fund, ein nur 2,3 cm langes Endstück eines reichverzierten goldenen Hals- oder Armschmuckes zu sehen. Möglicherweise ist dieses Fragment, das ein Bauer 1831 auf der Dornburg ausgeackert hat, nicht keltisch, sondern frühgeschichtlich.


Steinbrüche zerstörten große Teile der Dornburg

 

Nachdem Wilsenroth 1886 Eisenbahnstation geworden war, wurde ein Jahr später am Nordhang der Dornburg der erste Steinbruch eröffnet. Bis 1905 kamen drei weitere Betriebe hinzu.


1925 sollte die Dornburg zum Naturschutzgebiet erklärt werden. Die Stilllegung der Brüche hätte damals schwerwiegende soziale Folgen gehabt. Nach langwierigen Verhandlungen wurde 1927 nur ein Teil des Berges unter Naturschutz gestellt, und die Betriebe konnten weiterarbeiten.


Schon 1929 und dann wieder 1938 und 1963 wurde das Naturschutzgebiet zugunsten der Basaltindustrie verkleinert. 1988 hatte der Steinbruch abermals die Grenze des geschützten Gebietes erreicht. Dem Antrag, das Naturschutzgebiet erneut zu reduzieren, wurde 1989 nicht stattgegeben.


Der Rest der Dornburg soll der Nachwelt erhalten bleiben.